mercredi 7 juillet 2010

Präferenzen in der Ökonomie


In der Ökonomie wird davon ausgegangen, dass Anreize durch Restriktionen und Präferenzen hervorgerufen werden. Da innerhalb der ökonomischen Theorie eine Veränderung der Präferenzen nicht erklärt werden kann, wird eine Veränderung im Verhalten der Individuen wann immer möglich auf eine Veränderung der Restriktionen zurückgeführt. Die Präferenzen, so wird angenommen, verändern sich nicht. In der formalen Theorie werden Präferenzen als vollständige Ordnung auf der Menge aller möglichen Güterbündel verstanden, oftmals mit zusätzlichen Bedingungen wie Stetigkeit oder Konvexität, die das Rechnen erleichtern. Aber je nachdem für welchen Zeitraum und zu welchem Zeitpunkt die Menge aller möglichen Güterbündel angeordnet wird, muss die Ordnung und damit die Präferenzen verschieden aussehen. Es ist einleuchtend, dass die Ordnung dieser Menge sowohl von dem genauen Zeitpunkt und somit auch der Vergangenheit, als auch von dem Zeithorizont, in dem geplant wird, abhängt.


Man betrachte beispielsweise die Folgenden drei Güterbündel: ein Glas Milch, ein Glas Bier, ein Glas Wasser. Mit einem kurzem Zeithorizont von einer Stunde würde ich an einem Samstag Morgen das Glas Milch dem Glas Bier vorziehen, das Glas Wasser dazwischen. Würde ich mit einem längeren Zeithorizont von vielleicht zwölf Stunden planen und möchte ich am Abend unbedingt ein Bier trinken, so würde ich das Bier der Milch vorziehen. Am Abend schliesslich, nach dem zehnten Bier steht das Glas Wasser vermutlich an oberster Stelle. Dabei zeigt sich, dass Präferenzen auf eine gewisse Weise nicht stabil sind. Aber auf welche? Ein Ökonom mag vielleicht erwidern, dass in der einzelnen Betrachtung der oben beschriebenen Situationen keinerlei Probleme aufträten und dass sich Individuen in gleichen Situationen gleich verhielten - dies sei die gesuchte Stabilität der Präferenzen.


Mir scheint trotzdem, dass ein Modell, das nicht nur einzelne Situationen isoliert betrachtet, sondern über eine gewisse Zeitspanne verläuft, danach verlangt, dass dieses 'Innenleben der Präferenzen' verstanden wird oder zumindest nachgewiesen wird, dass es sich auf die ökonomische Theorie kaum auswirkt. Verändern sich Präferenzen je nach Änderung des Zeitpunktes und des Zeithorizontes beinahe zufällig und sind somit in der Aggregation vermutlich wieder vorherseh- und berechenbar? Oder ist vielmehr ein Satz wie "Ich bevorzuge ein Glas Fanta gegenüber einem Glas Sprite" weder wahr noch falsch, sondern irgendetwas dazwischen? Oder bestehen für ein Individuum gar mehrere Präferenzordnungen gleichzeitig? Oder mache ich mir falsche Sorgen?


(Bildnachweis: Nature Neuroscience, September 2005)

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